Vivo Nex S – Testbericht
Mein Smartphone des Jahres 2018 und neuer Daily Driver ist das Vivo Nex. Vollgepackt mit Innovationen, die wir bei vielen Herstellern erst noch sehen werden, ausgezeichneter Performance und grandioser Akkulaufzeit. Nur leider kann ich es kaum einem empfehlen
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Der Testablauf
Ein großes Dankeschön geht raus an TradingShenzhen, die mir das Gerät zur Verfügung gestellt haben. Auf das Smartphone habe ich wirklich Monate gewartet und ich hätte seit Release Ende Juni nie damit gerechnet es irgendwann mal selber in den Händen halten zu dürfen geschweige denn testen zu können. Es ist nämlich kein Samsung oder Apple Gerät das man im nächsten Elektronikmarkt findet, sondern fast schon eine Rarität zumindest hier in Europa. Obwohl während der WM 2018 in Russland viel Werbung für das Gerät gemacht wurde blieb ein internationaler Launch aus. Es gibt zwar Gerüchte um ein Europa Release noch dieses Jahr, aber bislang gibt es das NEX offiziell nur in China, Russland und Indien. Ich selber habe seit 3 Wochen die chinesische Version getestet.
Technische Daten
Display | 6,59" Super-AMOLED Display mit einer Auflösung von 2316 x 1080p |
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 845 @ 2.8GHz |
Speicher | 8GB RAM und 128GB/256GB Hauptspeicher |
Kamera | Hauptkamera: 12 MP f/1.8 (OIS) + 5MP f/2.4 Frontkamera: 8MP f/2.0 |
Akku | 4000mAh |
Lieferumfang | Smartphone, USB-C Kabel (1m), 22,5W Netzteil, Kopfhörer, Silikonhülle |
Besonderheiten | In-Display Fingerabdrucksensor (optisch), herausfahrbare Kamera, Sound-emittierendes Display |
Preis | 547€/597€ (bei TradingShenzhen) |
Handhabung und Verarbeitung
Eine Disziplin, die seit Jahren nicht nur Apple, sondern so ziemlich jeder Hersteller gut kann. Das Vivo Nex macht es sogar sehr gut. Hier gibt es wirklich nichts zu meckern, denn wie in 2018 üblich wird auf ein Glas Sandwich mit einem Aluminiumrahmen gesetzt. Der Rahmen ist schwarz/dunkelblau glänzend, die Rückseite liegt dank des gewölbten Glases einfach toll in der Hand und ist farblich auch ein Hingucker. Zum Großteil schwarz doch sobald man es ins Licht hält wird dieses in all seinen Farben gebrochen. Ein weiteres Detail ist der AI Knopf, der eine geriffelte Struktur besitzt. Mit einer Größe von 162x77x7.98mm und einem Gewicht von 199g ist es spürbar schwerer und wirklich riesig.
In-Display Fingerabdrucksensor
Eine neue Technologie, die Vivo als erster Hersteller in Smartphones implementiert hat. Das Vivo Nex S hat schon die 2.Generation verbaut, die per optischer Methode erfolgt. Ein semi-transparentes Loch im Display und darunter ein CMOS Sensor, der mittels grünen Lichts den Abdruck erkennt. Die Geschwindigkeit beim Entsperren ist schon merkbar langsamer als bei normalen kapazitiven Fingerabdrucksensoren und noch lange nicht so zuverlässig. Würde es in diesen Punkten mit der Gesichtserkennung gleichsetzen. Im Optimalfall sehr schnell, im Worstcase braucht es einen 3.Versuch. Allerdings beeinträchtigt mich das in keinem Fall im Alltag.
Ein Traum von Display
Die Größe ist etwas woran man sich gewöhnen muss, aber die 6,6” sind schon ein Traum. Hinter dem Oppo Find X ist es das Gerät mit der besten Screen-to-body ratio. Keine störende Notch, lediglich ein kleineres Kinn. Das ist schon wirklich sexy. Das Panel selber stammt von Samsung und ist entsprechend ein AMOLED-Display. Interessant finde ich, dass es sogar heller als das des Galaxy S9 ist. Die Farben gefallen mir richtig gut, also da gibt es nichts zu beanstanden. Absolutes Top-Niveau. Einzige Kritik, die man äußern könnte ist die Auflösung. Bei einer Diagonale von 6,6” wäre WQHD angebracht, allerdings würde ich das ohnehin runterregeln, um Akku zu sparen, denn FHD+ ist absolut ausreichend.
Der Trick ohne Notch
Natürlich fragt man sich bei dem Gerät: Wo ist die Frontkamera, wo sind die Sensoren und wo ist der Lautsprecher? Das hat Vivo sehr gekonnt gelöst. Auf eine Benachrichtigungs-LED musste man leider verzichten. Annäherungssensor konnte noch in den Rahmen fast unsichtbar angebracht werden. Die Kamera ist ein kleines/großes Highlight. Diese fährt per Elektromotor aus dem Gehäuse und erzeugt noch einen Sound nach Wahl. Ziemlich abgefahren …oder ausgefahren 😉 Der Lautsprecher passte nicht mehr in den Rahmen daher hat man eine weitere futuristische Methode verbaut. Das Display selbst erzeugt den Sound mittels kleiner Vibrationen. Vivo nennt das Screen Sound Casting. Lautsprecher werden so früher oder später obsolet. Es klingt auch wie jeder andere Telefonlautsprecher gut. Fairerweise muss man sagen, dass Xiaomi 2016 mit dem Mi MIX diese Technik als erstes verwendet hat. Aufgrund schlechter Reviews aber im nächsten Modell wieder entfernt hat. Das muss Vivo nicht.
Software – China only
Bei der Software bekomme ich Bauschmerzen. Sie ist leider der Grund weshalb das Gerät kaum empfehlenswert ist. Wir sprechen von Funtouch OS 4.0 auf Basis von Android 8.1. Ein Update auf Android Pie soll die nächsten Wochen folgen. Vivos Software ist für uns Europäer eine Qual. Der Einrichtungsprozess verlief ganz normal. Deutsche Sprache war einstellbar, allerdings ist vieles nicht perfekt übersetzt. Hauptsächlich stellt man das in der Kamera-App fest, ist aber nicht tragisch.
Tragisch ist eher, dass bei der chinesischen Variante kein Google PlayStore installiert ist und man mit viel chinesischer Bloatware begrüßt wird. Allerdings ist das keine große Hürde, denn in den Einstellungen muss man sich nur unter dem Reiter ‘Google’ mit seinem Account anmelden und alle nötigen Dienste und der PlayStore installieren sich von alleine. Wirklich positiv ist die allgemeine Gestensteuerung und die OffScreen Gesten wie ‘Nach Links oder Rechts streichen’, um den Musiktitel zu ändern. Funktioniert tadellos. Ansonsten ist optisch alles wie beim iPhone. Geschmackssache.
Ohne Vivo Account geht nichts!
Keine APKs lassen sich direkt von Chrome installieren, man kann sie herunterladen und erst über den Dateimanager installieren. So lässt sich der ‘Fortnite-Installer’ zwar installieren doch ohne Vivo Account erhält die App keine Berechtigungen das Spiel zu installieren. Launcher-Wechsel ohne Vivo Account nicht direkt möglich, den AI-Button kann man auch nur mit Vivo Account anders belegen. Das ist ziemlich ätzend, aber wieso erstelle ich denn nicht einfach ein Account?
Vivo Account erstellen nahezu unmöglich (bis jetzt)
Zumindest außerhalb von China oder Indien, denn für die Registrierung ist eine chinesische bzw. indische Nummer notwendig. Der Vivo Support teilte auf Anfrage zwar mit, dass lediglich eine E-Mail-Adresse bald ausreicht. Doch dieses „bald” ist schon knapp 2 Wochen her. Ich habe schon mit mehreren virtuellen chinesischen Nummern eine Registrierung versucht. Diese Nummern existieren dabei nur für 6 min, jedoch wird das erkannt und zwecks “Sicherheitsrisiko” unterbunden. Man ist also gefangen im goldenen Käfig. Bis jetzt.
Kamera – Solide Kamera
Vivo ist als Hersteller nicht unbedingt bekannt dafür die besten Smartphone Kameras zu implementieren. Verbaut ist eine Dual-Kamera mit 12+5 MP und einer f/1.8 Blende mit optischer Bildstabilisierung. Die 5MP Kamera ist lediglich für Tiefeninformationen zuständig. Die Bilder sind bei Tageslicht wirklich grandios hin und wieder findet man aber selbst bei Tageslicht starkes Bildrauschen an einigen Stellen. Außerdem ist die Verzögerung beim Auslösen des Bildes teilweise etwas zu lang, dass man auch schnell mal ein verwackeltes Bild bekommt. Bei Nacht ist es ähnlich. Hier empfinde ich das Rauschen als eher positiv, da viele andere Hersteller mit DeNoisern arbeiten und dabei viel weichzeichnen, was ein künstlichen Eindruck hinterlässt. Ein weiterer Kritikpunkt bei Lowlight Bildern ist der Umgang mit vielen Spitzlichtern, denn diese sind oft einfach viel zu hell.
Videosamples
Hier ein kleiner Stabilitätstest in 4k und FHD bei 30fps sowie weitere Aufnahmen mit dem Vivo Nex aus meinem Manchester Champions League Trip. Meiner Meinung nach macht es im Videobereich eine sehr gute Figur. Ton und Bild passen, habe da nichts auszusetzen außer vlt der fehlende 60fps Modus bei FullHD oder gar 4k.
Batterie – Das komplizierte Akkuwunder
Es hat etwas gedauert bis ich ein Eindruck von der Akkulaufzeit bekommen hab, denn eine Screen-On-Time war bei den Einstellungen nirgends einsehbar und lediglich eine App konnte mir das zuverlässig anzeigen. Im Wlan bei hauptsächlich Social Media, YouTube und Netflix schafft man 10-11h ScreenOn Time. Im mobilen Netz meist nur um die 6,5-7h. Das ist für 4000mAh schon recht gut. Es passiert aber oft, dass mal eine App im Hintergrund sehr viel Strom frisst und das ganze negativ beeinflusst. So hat Google Fotos binnen einer Stunde 500mAh nur durch die Synchronisation im Hintergrund beansprucht. All solche Faktoren mindern die Laufzeit enorm. Dank des mitgelieferten Schnellladenetzteils ist das Gerät von 0-50% in 30 Minuten aufgeladen, was für den Tag eigentlich locker reicht.
Fazit – Warum ich es behalte
[wp-review id=”7284″]Ein Gerät, das ich niemanden ernsthaft empfehlen würde, wird dennoch mein neuer daily driver. Wenn ich nicht so Smartphone-verrückt wäre, hätte ich mich auch eher für ein OnePlus 6T entschieden doch zum einen will ich mal was komplett neues und verrücktes wagen, zum anderen ist das Gerät ein Stück Historie. Das erste FullScreen Gerät, mit abgefahrenen und futuristischen Lösungen. Vor allem ist es aber ein absolutes Top Hardware Paket: Extrem lange Laufzeit, schnelles Laden, super Kamera, 1A Performance, geiles Design. Wäre da nicht die Software, aber leider kann man noch nicht alles haben. Perfektion gibt es in diesem Jahr noch nicht, aber vielleicht nächstes?
Verfügbarkeit des Vivo Nex
Das Vivo Nex gibt es in verschiedenen Auststattungen. Tradingshenzhen.com verkauft unter anderem das Vivo Nex S Ultimate mit 8GB/128GB für 547€, das Vivo Nex S Ultimate mit 8GB/256GB für 597€, das Vivo Nex A mit 8GB/128GB für 447€ und das neue Vivo Nex 2 mit 10GB/128GB für 847€. (Stand 25.12.2018)
Während die Vivo Nex A und Nex S Modelle in schwarz und rot kommen, erhält das Vivo Nex 2 in den Farben Ice Field Blue und Star Purple Einzug.
Für weitere Fragen zum Vivo Nex S stehe ich euch jederzeit zur Verfügung.
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Produktbilder, Produktvideo & Screenshots (wenn nicht anders angegeben) © TechExplorer.de – Florian Niemczyk
Coverbild © TechExplorer.de – Florian Niemczyk
Weitere Bilder und Infos © TechExplorer.de – Florian Niemczyk